Farbsonate

Abstrakter Kurzfilm von Wolfgang Raith

farbsonate

Synopsis (kurz)
Farbe, Musik und Bewegtbilder ist im Kunstfilm ›FARBSONATE‹ er filmische Schmelztiegel der Neues kreiert. Was auf den ersten Blick chaotisch und wie eine Collage erscheint, ist in Wirklichkeit das Kalkül eines Meisters der Farbe.
Ein abstrakter Kurzfilm für die große Leinwand.

Synopsis (lang)
Der als Filmexperiment bezeichnete Kurzfilm besteht aus drei sich ergänzenden farbmusikalischen Episoden:
1. Grave, misterioso
2. Vivace, capriccioso
3. Adagio, teneramente

misterioso

Zu Beginn konfrontiert uns der Künstler mit einer düsteren Soundflächen des Filmkomponisten Mark Petrie. Aus einer schwarz-grünlichen Kraterwelt bilden sich durch rätselhafte Bewegungen höhlenartige Strukturen. Bedrohliche Nuancen in Blutrot werden von schwarzen Tropfen überwabert. ›Misterioso‹ betitelt der Experimentalfilmer diesen ersten Teil und mysteriös ist auch das Spiel, das er mit unserem Unterbewusstsein treibt. Die langsam wachsenden Farbstrukturen und ein undefinierbare Sound sind bedrohlich und erwartungsvoll zugleich. Es ist das unheimliche Grauen selbst das uns fasziniert. Dann, blitzartig unterbricht eine flammende Farbexplosion die schier unerträgliche Anspannung. Wie oxidierende Filmstreifen tauchen nun dunkle Farbfetzen auf und die Szenerie scheint ins Nichts auszublenden. Doch der Spannungsbogen endet erst in einer zweiten kreisenden Explosion mit deren Ausklang uns der Farbkünstler ratlos zurück lässt.
Im zweiten Teil interpretiert Wolfgang Raith das fluoreszierende Stakkato der Streicher mit extremen Kontrasten.

capriccioso

Sein ›Vivace, capriccioso‹ beginnt mit kupferfarbenen Farbstrichen im Takt der Musik von Wolfram Gruss.
Größer könnte der Kontrast zum ›Grave, misterioso‹ nicht sein. Immer wieder strömen fremdartige Strukturen in oft komplementären Farben auf uns ein. Zur Reminiszenz bleibt keine Zeit. Nur wenn rhythmisch schwingende Farbbögen den einen oder anderen Part mit Streichern interpretieren, können wir kurz aufatmen. Doch schon im nächsten Augenblick erscheinen schnell andersartige Texturen in lebendigen Dreiklängen mit heftigen Farbsymbiosen und verlangen nach un- serer Aufmerksamkeit.

teneramente

Ganz anders im dritten Teil, dem ›Adagio‹. Weiche Bewegungen in sanften Pastelltönen interpretieren ein sinnliches Musikstück von Mark Petrie. Das Tempo ist langsam und ebenso sanft gleiten farbige Wellen ineinander. Ab und an werden Assoziationen an Wolken, Wind und Wasser geweckt. Meist bleiben die Texturen aber undefiniert und wirken wie zufällig. Nach angstvoller Anspannung im ersten und hektischem Erleben im zweiten Teil der Sonate findet der Farbenrausch im dritten Teil ein überaus harmonisches und glückliches Ende. Und wenn wir es zulassen, erwacht in uns ein wohliges Gefühl des Eins seins mit sich und der Welt.

Entstehungsprozess
Über Jahr hinweg archivierte Wolfgang Raith Fotos und Filmclips von merkwürdigen Strukturen und Bewegungen aus der Natur. Immer mit dem sicheren Gespür diese Sammlung eines Tages auch künstlerisch verwerten zu können. Ergänzend erstellte er zur Vorbereitung des Experimentalfilmes in seinem Atelier über mehrere Monate hinweg Foto- und Filmaufnahmen von Farben und Texturen. Dabei filmte er beispielsweise im Zeitraffer den Trocknungsprozess von Farbaufstrichen, das Mischen von Lackfarben auf mikroskopischer Ebene oder die natürliche Verteilung von Pigmenten in benetzten Flüssigkeiten. Entstanden sind Sequenzen voller Mystik und fern ab aller Sehgewohnheiten.
Anders als vielleicht vermutet verzichtete Wolfgang Raith beim Schneiden des Filmes auf das übliche Morphen und das im Animationsfilm häufig genutzte synthetische Rendern zufälliger Strukturen. Was wir sehen ist echt. Einzig durch ändern oder überlagern der Farbe, anpassen der Bildfrequenz oder der Größenverhältnisse schafft er in seinem Experimentalfilm einen fremdartigen aber dennoch authentischen Look. Immer so abstrakt bleibend, dass das Unterbewusstsein des Zuschauers selbst eine individuelle Wirklichkeit erschafft. „Ich steuere nur etwas und gebe den visuellen Anstoß, was ein jeder dabei empfindet bleibt seiner Psyche vorbehalten.“
Wolfgang Raiths FARBSONATE ist weit mehr als ein Kurzfilm und schon gar kein Experiment im Sinne von testen oder ausprobieren. Sie ist eine philosophische und farbeloquente Betrachtung des Lebens selbst: Gleich dem Phönix aus der Asche bildet sich aus trostloser Düsternis neues Leben, das im Finale seine göttliche Harmonie findet. Da fallen dem Betrachter symphonische Dichtungen wie Richards Strauss „Also sprach Zarathustra“ ein und Assoziationen zu Gustav Mahler No.9 sind im Adagio gut erkennbar. Musikalische Erzählungen in deren Nähe sich der Farbkünstler Raith wohl Zuhause fühlen würde. (Filmkritik von H. Wehde)

Wolfgang Raith | 05:23 | abstrakter Experimentalfilm | erscheint in 2024